Nun bin ich schon 12 Tage hier auf der Ranch mitten in den Blue Mountains. Das Wetter wird so langsam auch immer wärmer. Momentan haben wir hier Temperaturen von ca. 15 – 23 Grad. In den ersten Nächten war es so kalt, dass ich sogar mit drei decken geschlafen habe.
Wo bin ich?
Die Ranch ist mitten im Tal, in Kanimbla, umgeben von den Blue Mountains. Die Blue Mountains befinden sich ca. 2 Stunden mit dem Zug entfernt von Sydney in New South Wales. Ca. 135 hektar Land gehört unserem Farmer Jim. Aber so gut wie alles hier in der Nähe bleibt in der Familie. So gehört ein weiteres Stück Land seinem einen Bruder und sein zweiter Bruder besitzt ebenfalls ein Stück Land.Die Wiesen/ Weiden hier sind riesig und sehr weitläufig, was sehr schön für die Pferde ist, für uns Menschen allerdings nicht wirklich von Vorteil ist. So müssen wir schon mal locker 15 bis 20 Minuten – manchmal sogar länger – laufen, bis wir endlich das Pferd finden, welches wir holen sollten. Und wenn man dann noch zwei oder sogar drei Pferde holen muss, die dann aber alle in einer anderen Richtung stehen – na dann viel Spaß! Das Problem ist auch, das richtige Pferd zu finden! Besonders bei den braunen und fuchsfarbenen Pferden ist es besonders schwer, die auseinanderzuhalten.
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Wo schlafe und wohne ich?
Schlafen tun wir WWOOFer in einem Caravan direkt im Stall. Er ist für drei Leute recht geräumig, sodass jeder genügend Platz für seine Sachen hat.![]()
Wir essen nicht mit den Farmern zusammen, sondern kochen uns täglich unser Essen selber in der Stallküche. Jeden Montag geht Judith einkaufen. Wir geben ihr dann immer einen Einkaufszettel, mit den Sachen, die wir haben wollen. Bis jetzt hat sie uns immer alles geholt, was wir wollten. Sogar Chips!
Ja, ich konnte auch nicht glauben, dass sie uns die tatsächlich geholt hat. Gestern haben wir sogar kleine Dounts bekommen, obwohl wir nicht danach gefragt hatten!
Aber ansonsten haben wir nicht sehr ausgefallene Sachen – da nötigste eben. Beim kochen müssen wir dann kreativ werden. So gab es bei uns Nudeln (was die hier sehr oft essen, sind diese 2-Minuten Fertignudeln – YumYums – heißen die meine ich bei uns), auch richtige Nudeln mit Tomatensoße, Schinken-Sahnesoße, Reis mit Gemüsepfanne, Hähnchen oder Pfannkuchen!
Aber so langsam gehen uns die Ideen aus, was man noch kochen könnte. Was ein bisschen doof ist, ist das spülen. Wir haben nur kaltes Wasser (außer wenn wir Wasser erhitzen). Unser eigenes Geschirr zu spülen ist ja echt in Ordnung, aber die ganzen anderen Mädels – vor allem an den Wochenenden – essen hier schließlich auch so gut wie immer ihr Mittagessen (meistens diese Fertig Nudeln oder irgendetwas mitgebrachtes) und stellen dann ihr dreckiges Geschirr einfach ab, sodass wires dann spülen müssen! Was sagen wollen wir aber auch nicht, da die ja schließlich auch mehr Sagen haben als wir und wenn wir es uns mit denen verscherzen, nehmen die uns vielleicht nicht mehr auf die Rides mit. Und das wollen wir natürlich nicht! Draußen gibt es einen weiteren Caravan – da sind die Toiletten drinnen. Duschen tun wir bei den Farmern im Haus.
Wie sind die Leute hier?
Unser Farmer Jim wohnt mit seiner Frau Judith in einem einstöckigem Haus direkt neben dem Stall. Ihre vier Kinder leben alle in Australien verteilt (eine lebt in Amsterdam). Deren ältester Sohn hat vor ein paar Tagen sein erstes Kind bekommen (ist das erste Enkelkind) und nun fährt erst Judith eine Woche zu ihm und anschließend Jim für eine Woche dahin. Valerie und ich sid schon sehr gespannt, wie das dann wird, wenn nur einer von beiden da ist. Während Judith weg ist, müssen Valerie und ich uns um ihre Tiere kümmern (Hühner, Gänse – die sollen die Schlangen abhalten, Enten, Ponys (Shetlandponys überwiegend), das Schaf Tuesday und das Schwein Susie).
Jim ist sehr freundlich und redet auch viel und gerne. Fast jeden Abend, wenn er hoch geht ins Haus, bedankt er sich bei uns für den heutigen Tag. Bei Judith hat es etwas länger gedauert. Anfangs hat sie kaum mit uns geredet, aber mittlerweile redet sie schon mehr mit uns und erzählt von sich und ihren Tieren.
Ansonsten sind da immer noch die Mädels, die hier entweder ihr Pferd stehen haben, oder die Rides leiten (oder beides) – also hier arbeiten. Ein paar sind ganz nett wie Brandy, Danielle (sie sind fast jeden Tag da) oder Alycia, andere eher weniger. Mit Valerie und mir lebt hier noch eine weitere WWOOFerin, ebenfalls von derselben Organisation, hier. Debbie ist allerdings nur eine und eine halbe Woche mit uns zusammen auf der Ranch (sie war schon davor ca. 2 Wochen auf der Ranch). Morgen (Dienstag, den 14.11.2017) fährt sie wieder. Danach geht es für sie erst einmal nach Tasmanien. Sie ist sehr nett und wir drei verstehen uns auch sehr gut. Nur spülen will nie einer! 😀
Was machen wir hier alles?
Wir sind WWOOFer – das heißt, wir arbeiten für Unterkunft und Essen. Unser Arbeitstag fängt unter der Woche immer um 8:30 Uhr morgens an. Um 7:30 Uhr stehen wir dann immer auf, füttern Coco und Jane, die getrennt auf einer kleinen Wiese stehen und um die wir uns immer morgens und abends kümmern müssen.
Danach machen wir uns immer Frühstück und sind gegen 8 Uhr fertig und bereit, zu arbeiten. Manchmal kommen die anderen (besonders Jim) auch mal gerne eine halbe Stunde – oder sogar mehr – später. Dann ärgern wir uns immer, dass wir eigentlich noch 30 Minuten länger schlafen könnten. Unter der Woche sind nie so viele Rides gebucht. Letzte Woche wurden sogar bei strahlend schönem Wetter zwei Rides abgesagt – und es waren die einzigen an diesen Tagen. Zweimal hat uns Jim dann, wenn er Zeit hatte, zu einem Ausritt mitgenommen.
Ich muss sagen, das sind die besten Rides, da man nicht wie bei den Rodes mit den Kunden alle in einer Reihe reiten muss und fast nur Schritt geht, es aber trotzdem geordnet und nicht wie bei den Fun Rides mit den Mädels vom Hof einfach jeder irgendwie reitet und die Pferde sich gegenseitig aufziehen. Außerdem können wir uns so mit Jim unterhalten und reiten auch öfters auch mal schneller. Was hier immer ein wenig doof ist, ist dass nie wirklich gesagt wird, wann wir jetzt traben oder galoppieren und da wir immer in einer Reihe reiten und ich immer ganz hinten bin, bekomme ich das nicht immer direkt mit, wenn die anderen antraben und bis ich das gecheckt habe, sind die anderen wieder so gut wie im Schritt. 😀 Wie auch immer, zurück zum Tagesablauf. Nach unserem Frühstück holen wir immer Shadow von der Weide. Er bekommt dann etwas zu fressen und anschließend müssen wir uns um sein Auge kümmern. Er hat sich am linkem Auge vor ein paar Wochen verletzt und seitdem ist das Auge blau (wir vermuten, er ist auf dem Auge nun blind). Also müssen wir immer morgens und abends sein Auge mit lauwarmen Salzwasser reinigen und ihm eine Salbe in sein Auge auftragen. Alle zwei Tage bekommt er noch irgendeine Paste in sein Maul gespritzt. Mittlerweile ist sein Auge auch schon viel besser geworden und er öffnet es jetzt auch schon öfter. Shadow ist mir schon richtig ans Herz gewachsen. Er ist ein echt liebes Pferd.
Um Coco, Jane und Shadow müssen wir uns täglich morgens und abends kümmern. Wenn Jim dann kommt gibt er uns Aufgaben, die wir diesen Tag erledigen sollen. Die Aufgaben können ganz unterschiedlich sein. Von Pferde von der Weide holen über Holzkisten anmalen, Holzbänke lackieren, Werkzeug oder Lederriemen/Sättel einölen / einleimen, Pferde füttern oderputzen, Steine einsammeln, Wombat Löcher zu machen, Rasen mähen, übliche Putzaufgaben wie die Stallküche oder die Toiletten zu putzen bis hin zu Äste auf der Weide zusammenlegen und ein Feuer machen – bei strahlendemWetter und warmen Temperaturen! 
Immerhin kann man dann mit diesem
Buggy fahren 😀
Da wir aber mitten im Tal leben und zu Fuß dernächste Ort zwei Stunden entfernt ist, kann es sehr langweilig werden, wenn wir keine Aufgaben bekommen und auch keine Rides für den Tag vorgesehen sind. Wenn aber Rides vorgesehen sind, dann wird eigentlich auch immer eine von uns mit auf diesen Ride genommen. Wir reiten dann meistens als aller letztes hinter den Kunden her und müssen die Tore, die wir während dem Reiten passieren immer öffnen oder schließen (oder beides). Da man meistens über verschiede Weiden und Wiesen – auch von den Nachbarn – reitet, lassen sich auf den Reitwegen immer viele Tore und Zäune wiederfinden. Die Wege können ganz unterschiedlich sein. Mal reitet man über ellenlange Wiesen, mal durch ein Stück Wald und mal klettert man die Berge mit den Pferden entlang. 

Während den Ritten sieht man zahlreiche Wallabies und Kängurus. Die leben quasi mit den Pferden auf der Weide.
Am Wochenende ist immer volles Programm. Da stehen wir dann immer um 7 Uhr auf und fangen um 8 Uhr an (Coco und Jane sind dann schon versorgt). Danach bereiten wir immer das Futter für alle 51 Pferde (Privatpferde nicht mit eingerechnet) vor. Das heißt, die Eimer sind schon so weit fertig, dass wir “nur” noch in jeden Eimer Melasse und Wasser hinzufügen müssen und dann gut vermischen. Dann werden alle Eimer an die Plätze der Pferde gestellt und dann werden die Tore geöffnet. 51 Pferde strömen dann hinein und laufen zum Futter. Wir (an den Wochenenden kommen immer ganz viele zum Helfen) müssen sie dann an ihren Platz bringen und dort festbinden. Anschließend werden allePferde, die an diesem Tag geritten werden (über die Hälfte, fast alle) gesattelt. Wenn die Pferde aufgegessen haben, werden die Eimer einmal kurz ausgewischt und anschließend für den nächsten Tag wieder mit Futter gefüllt. An den Wochenenden sind die meisten Rides und somit ist dort auch am meisten zu tun und man ist ständig irgendwo beschäftigt. Am Sonntag geht dann alles wieder von vorne los.
Jeden Montag, Mittwoch und Freitag ist Heu-Tag. Da fahren wir immer mit einem großen Ballen Heu auf dem Traktor (im Anhänger) erst einmal über die Weide von den Männern und anschließend über die Weide der Frauen. Das Heu verteilen macht mir immer sehr viel Spaß, auch, wenn man danach immer ganz schön zerkratzt ist und überall am Körper Heu (wobei das hier manchmal eher wie Stroh aussieht) hat.

Wie komme ich mit der Sprache und dem Australischem Slang zurecht?
Als wir hier angekommen sind, haben wir kaum etwas verstanden. Den Farmer konnten wir teilweise verstehen. Manchmal wussten wir nicht, was er uns sagen wollte, während wir zur Ranch fuhren.
Aber im Vergleich zu den Mädels, die wir
dann dort antrafen, haben wir Jim schon recht gut verstanden.
Die Mädels sprachen so schnell, dass wir kein einziges Wort verstanden. Das Englisch hier ist halt nicht das Englisch, was wir in der Schule gelernt haben.
Zum Glück war Debbie noch da und konnte uns das dann alles übersetzen. Die ersten zwei Tage liefen ungefähr so ab: jemand fragte uns etwas auf Englisch oder sagte uns, was wir machen sollten und Valeries und meine erste Reaktion war ein Blick zu Debbie und der Satz: Was sollen wir jetzt machen?
Aber inzwischen verstehen sir auch die Mädels viel besser und es wird von Tag zu Tag besser.
Wie geht es mir?
Bis auf ein paar blaue Flecken und mehrere Schürf- und Schnittwunden an den Händen geht es mir gut. Vor ein paar Tagen hatte ich ein kurzes Tief: meine Bankkarte war immer noch nicht da, Debbie meinte, sie hätte von der Bank noch richtig viele Unterlagen mit allen wichtigen Nummern und Daten drauf bekommen – ich nicht, das Einzige, was ich bekommen habe, sind zwei visitenkartengroße Kärtchen mit irgendwelchen Zahlen drauf, wovon ich absolut keine Ahnung habe welche für was steht. Und dann ist natürlich auch noch mein Handy mit der Vorderseite auf den kalten Steinboden gefallen! Vorne ist das Display jetzt schön kaputt. Immerhin funktioniert es noch! Komme ja hier nicht weg, um es reparieren zu lassen. Ist nur momentan ein wenig nervig, wenn ich auf meinem Handy etwas schreiben oder lesen will, da man das nicht immer direkt lesen kann wegen den Rissen im Display. Zum Glück hatte ich noch eine Folie darüber. Ich glaube, würde ich die jetzt abmachen, würden ein paar Glassplitter herausfallen und in ein paar Tagen geht gar nichts mehr 😀
Also muss ich, wenn ich wieder von der Ranch gehe zu einem Apple Store und darauf hoffen, dass sie es mir noch am selben Tag reparieren können. Druckt mir die Daumen für den 1.12.2017! So lange muss ich noch warten. Falls es an diesem Tag nicht klappt, kann ich es erst wieder im Januar reparieren lassen (da ich ja direkt hiernach auf eine andere Farm gehe).
Aber meine Bankkarte ist angekommen! Die musste man allerdings erst noch aktivieren. Dafür brauchte man ein Passwort und seine Member Number. Es hat eine Weile gedauert, bis wir herausgefunden haben, welche dieser Nummern, die mir den Bankangestellte aufgeschrieben hat (ich hab ihn übrigens sehr schlecht verstanden – war Inder und hatte einen starken Akzent) meine Member Number ist – Wir haben einfach alle einmal ausprobiert. Zum Glück konnte ich mich nich an das Passwort, was ich da eingegeben habe, erinnern.
Was hier eun bisschen doof ist, ist, dass es kein WLAN gibt und ich somit sparsam mit meinem Internet sein muss.
Naja, sonst geht es mir sehr gut. Debbie ist heute morgen wieder zurück nach Sydney gefahren. Ich bin mal gespannt, wie Valerie und ich das hinbekommen, die richtigen Pferde zu finden, ohne Debbies Hilfe!!!
Übrigens habe ich heute beim ausräumen meines Rucksackes meine Opel Card, die ich bei der Fahrt zur Ranch verloren, beziehungsweise nicht gefunden habe und deswegen dann eine neue kaufen musste, wieder gefunden! Somit habe ich jetzt zwei Karten.
Ich wünsche euch allen eine schöne Zeit. Ich werde versuchen, wöchentlich euch immer auf dem laufendem zu halten. Falls ihr irgendetwas bestimmtes wissen wollt, oder Fragen habt, lasst es mich wissen und schreibt es in die Kommentare!
Bis bald!


Mit grossem Interesse habe ich begeistert deinen Blog gelesen.
Freue mich auf neue Einträge von dir.
Meine liebe Vivi, ich wünsche dir weiterhin viel Begeisterung, offene Augen und viel Herz.
Deine Sabine
Hallo Vivi, habe gerade etwas Zeit gehabt um Deinen Blog in Ruhe zu lesen. Opa ist am Fuß operiert worden und die erste Woche war etwas anstrengend. Aber er kann jetzt schon wieder auftreten und ohne Krücken Laufen. Deine Bilder sind ganz toll. Es ist ja eine sehr unterschiedliche Landschaft und riesig, was man bei uns ja nicht so kennt. Hier geht sonst alles seinen gewohnten Weg und man kann sich nicht so richtig vorstellen, dass Du so weit weg bist. Alles Liebe ? von Oma und Opa